Nur die jüngsten unter den Lesern sind vollständig im 21. Jahrhundert aufgewachsen. Der Großteil von uns kennt noch die Zukunftsvisionen, die mit dem Sprung in die 2000-Jahre verbunden waren. Die, um die neuen Mitglieder des ehemaligen Warschauer Paktes größer werdende EU, versprach der Weg in eine friedliche, prosperierende Zukunft zu sein, in der Kriege wohl tatsächlich nur mehr im Museum zu finden sein sollten. Die Jugoslawien-Nachfolgekriege trübten dieses Bild nur wenig und führte nicht zur vollkommenen Abschaffung der Streitkräfte in Europa.
Das neutrale Österreich sah sich nur mehr von Freunden umgeben und war nur schwer von Solidaritätshandlungen zur gemeinsamen europäischen Sicherheits- und Verteidigungsunion zu bewegen. Das Bundesheer war gerade noch für internationale Beteiligungen und den Katastrophenschutz geduldet. Kampfpanzer waren völlig aus der Zeit gefallen, Dinosaurier der Militärgeschichte. Die umfassende Landesverteidigung, besonders die geistige, starb einen langsamen Hungertod. Damit ist vielen die Notwendigkeit einer militärischen Landesverteidigung nicht mehr gegenwärtig oder gar nicht mehr vermittelbar. Verschwörungstheorien über das allmächtige Brüssel, der Einsatz der Streitkräfte gegen die eigene Bevölkerung, die gerade in der COVID-Krise fröhliche Umstände feierte, macht die Lage nicht besser. Nun hat sich die Lage aber geändert. Ich würde gar nicht von einer Zeitenwende sprechen. Eher sind die alten Konflikte, angeheizt durch Nationalismen, wieder aufgebrochen und Waffengewalt wird wieder offen als Mittel der Machtprojektion genutzt.
Österreich ist nicht mehr eine Insel der Seligen und von Freunden umgeben. Österreich ist Teil einer Werteunion, die ständigen Nadelstichen und Provokationen ausgesetzt ist. Hybride Einfallstore über Medien, Social Media aber auch durch Ausspähung werden von Staaten außerhalb der EU massiv genutzt. Die uns fern erscheinende Ostsee ist zurzeit ein HotSpot der wirtschaftlichen Kriegsführung. Die vor kurzem noch neutralen bzw. blockfreien Staaten Finnland und Schweden stehen hier als neue NATO-Mitglieder ständig im Einsatz.
Um potenzielle Angriffe auf Österreich, deren Eintrittswahrscheinlichkeit weit höher ist als noch zu Beginn des Jahrzehnts entgegenzutreten, benötigt es natürlich eine glaubhafte Abwehr durch eine reelle Verteidigungsfähigkeit. Die materielle Seite davon kann man kaufen. Auch dies kann nicht ohne Anstrengungen erfolgen und natürlich ist der Steuerkuchen endlich. Hier sind aber wichtige Schritte in den letzten Jahren gesetzt worden. Die angelaufene Nutzungsverlängerung unserer Kampfpanzer ist hier nur ein Mosaikstein unter vielen.
Wir benötigen aber auch Frauen und Männer, die Waffen und Gerät nicht nur bedienen können, sondern auch den nötigen Willen haben für die Gesellschaft einzutreten und die Bevölkerung und die lebensnotwendige Infrastruktur zu schützen. Diesen Willen kann niemand kaufen. Dieser muss entstehen, vorgelebt, gelehrt und gesellschaftlich anerkannt werden. Dabei benötigen wir jede und jeden, egal ob in der Elternrolle, als unterstützenden Freund, im aktiven oder im Milizstand.
Auch wenn viele drängende Probleme den Alltag füllen, muss der Wehrwille und die Verteidigungsfähigkeit Österreichs in allen Lebensbereichen thematisiert werden, um die Zahlen der Wehrdienstleistenden zu erhöhen. Der Zweck der Miliz ist auch bei Wirtschaftstreibenden und anderen Ressorts und Behörden zu kommunizieren, um hier in naher Zukunft eine Trendwende in der Akzeptanz für den notwendigen Zeitaufwand der militärischen Aus-, Fort- und Weiterbildung zu schaffen.
Daher lautet der Vorsatz des #panzerhort für 2025 die geistige Landesverteidigung mit Leben zu befüllen und den Wehrwillen zu stärken. Damit Österreich bis 2032 wieder verteidigungsfähig ist, natürlich mit Panzer Voraus!!!
Der Kommandant des Panzerbataillons 14
Mag. (FH) Oberst Jörg Loidolt, MA
