Aus „Liebeskummer“ kapert ein 22-jähriger Zeitsoldat am 08. Juni 1994 in der Kaserne Zwölfaxing einen Kampfpanzer und fährt damit bis nach Wien-Simmering. Selbst Schüsse können den Amokfahrer nicht aufhalten. Der Ausflug endet am Pfeiler einer Eisenbahnbrücke und mit sechs Monaten Haft.Niemand konnte ihn damals stoppen. Wie auch? Wenn 50 Tonnen Stahl, gelenkt von einem Liebeskranken, der sich mit einer Flasche Whisky Mut angetrunken hat, Richtung Wien donnern, hilft nur eines: aus der Bahn!Dutzende Passanten und Polizisten retteten sich mit einem Hechtsprung. „Achtung, Autofahrer! In Simmering kommt Ihnen ein Kampfpanzer entgegen“, so die aufgeregte Ö3-Verkehrswarnung.Nach zehn Kilometern Anfahrt aus der Zwölfaxinger Kaserne nach Wien hatte der Stahlkoloss eine Spur der Zerstörung hinterlassen: mehr als ein Dutzend Autos zermalmt, Lichtmasten geknickt, die Oberleitung herabgerissen und einen Autobus zur Seite katapultiert. Chaos pur. Ein Polizeikonvoi eskortierte zwar den Amokpanzer – war aber hilflos, planlos.2.070 Projektile prallten von der Stahlpanzerung ab.Schließlich sollte ein Polizei-Pandur die Rettung bringen. Doch der Aluminium-Radpanzer wurde vom Stahlmonster wie eine Konservendose zur Seite geschoben. Dann der Schießbefehl. Dutzende der inzwischen mehr als 225 Uniformierten eröffneten das Feuer. Exakt 2.070 Schuss wurden abgegeben.Resultat: null. Korporal Gerhard M. rollte weiter, um mit dem gekaperten Panzer bei seiner Freundin aufzukreuzen. Erst an einem Pfeiler der Ostbahnbrücke endete die einstündige „Panzer-Tour d’amour“. Der Fahrer öffnete die Luke, wurde überwältigt und abgeführt.